Cologne 07.–10.11.2024 #artcologne2024

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ART COLOGNE 2024: Großes Interesse junger Galerien

Highlights aus klassischer Moderne, Nachkriegs- und zeitgenössischer Kunst ++ Zuwachs im Sektor NEUMARKT

In wenigen Wochen eröffnet die 57. ART COLOGNE (7. bis 10. November). Director und künstlerischer Leiter Daniel Hug gibt im Interview einen ersten Überblick über das Angebot.   

Herr Hug, welche Highlights gibt es bei der aktuellen Ausgabe der ART COLOGNE? Starten wir mit der klassischen Moderne und Nachkriegskunst.
Hier freuen wir uns über drei Rückkehrer. Dazu gehört Derda, eine Galerie aus Berlin, deren Schwerpunkt auf dem Bauhaus liegt. Derda bring ein kleines Konvolut von seltenen Drucken von Kandinsky zur Messe mit. 
Wieder dabei ist auch die Galerie Valentien aus Stuttgart, die unter anderem Arbeiten von Ernst Barlach, Max Ernst, Oskar Schlemmer, Alexander Archipenko, Rudolf Belling und Aristide Mallol dabeihaben.
Eine wichtige Galerie im Bereich der klassischen Moderne ist auch Wienerroither & Kohlbacher aus Wien. Sie bringen Arbeiten von Egon Schiele, Gustav Klimt und Ernst Ludwig Kirchner mit. Mittlerweile handeln sie aber auch mit zeitgenössischen Künstlern wie Franz West, Arnulf Rainer und Ross Bleckner.
Lahumière aus Paris liegt mir sehr am Herzen. Ich finde sie sehr wichtig, denn sie bringt Werke von Jean Gorin, Auguste Herbin und Jean Dewasne mit, drei wichtige französische Vertreter und Pioniere der klassischen Moderne und Nachkriegszeit. 
Die Galerie Utermann präsentiert Arbeiten von Max Beckmann, Emil Nolde, Wassily Kandinsky und Fritz Winter. 
Mit wichtigen Arbeiten auf Papier wird Thole Rotermund zur ART COLOGNE kommen. Unter anderem von August Macke, Lyonel Feininger, Max Liebermann, Franz Marc und Alexej Jawlensky.
Eine Galerie, die ich besonders schätze, ist der Kunsthandel Hagemeier aus Frankfurt. Sie verwaltet den Nachlass von Josef Scharl, der eine sehr interessante Figur ist. Er emigrierte 1938 aufgrund der politischen Situation in Deutschland in die USA. 
Malte Uekermann aus Berlin bringt wichtige Künstler der 1970er-Jahre mit: Rupprecht Geiger, Günther Uecker und Hermann Nitsch. 
Sina Stockebrand präsentiert Arbeiten von Dadamaino, Vera Molnar und Kuno Gonschior. 

Und in der zeitgenössischen Kunst?
Mit Dorothea van der Koelen ist eine Rückkehrerin dabei, die einige Jahre nicht auf der ART COLOGNE vertreten war. Sie bringt immer sehr schöne Arbeiten von Daniel Buren mit. 
Auch Filomena Soares aus Lissabon ist dieses Jahr präsent, ebenso Neon Parc aus Melbourne. Viele Galerien sind nur alle paar Jahre auf Messen vertreten. Für uns ist das gut, weil es mehr Vielfalt bringt und man nicht immer auf die gleichen Aussteller trifft.
Jari Lager ist dabei. Ein Deutscher, der lange in London und dann auch in Korea eine Galerie geführt hat und zuletzt vor der Pandemie auf der ART COLOGNE in der Sektion COLLABORATIONS ausgestellt hat. Er präsentiert auf seinem Stand traditionelle koreanische Mondvasen von Minsoo Kang und abstrakte Malerei von Joon Baek Kim – das wird für mich ein Highlight sein.
Spannend ist auch die Galerie P420 aus Bologna. Sie zeigt ihre vier deutschen Künstlerinnen und Künstler: Helene Appel, Irma Blank, Monika Stricker und Joachim Schmied, die alle aus verschiedenen Generationen stammen. Die älteste ist Irma Blank, 1934 in Celle geboren und 2023 in Mailand gestorben. Die jüngste ist Monika Stricker, Jahrgang 1978, die in Düsseldorf lebt und arbeitet. Das wird bestimmt sehr interessant.
Kai Middendorf aus Frankfurt und Sevil Dolmaci aus Istanbul und Dubai teilen sich wieder einen großen Stand und präsentieren Arbeiten des bekannten amerikanischen Künstlers Ross Bleckner sowie Arbeiten von Ekrem Yalcindag, einen der bekanntesten Künstler der Türkei. Ich bin extrem happy, dass beide Galerien wiederkommen. Anscheinend war die Messe letztes Jahr ein Erfolg. 

Welche großen internationalen Galerien sind dieses Mal mit dabei? 
Von den heutigen Mega-Galerien ist Sprüth Magers hier besonders zu erwähnen, die Standorte in London, Berlin und Los Angeles haben und Büros in Köln und New York. Es ist die größte Galerie, die von Frauen geleitet wird. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sie nicht so oft erwähnt werden, wie etwa Hauser & Wirth oder Pace Gallery. Karsten Greve und Thaddaeus Ropac sind auch wieder dabei. Greve, als weltweiter Vorreiter der heutigen Mega-Galerien bleibt uns weiterhin treu. Michael Werner wird wieder dabei sein, unter anderem mit Arbeiten von Markus Lüpertz, Per Kirkeby und A.R. Penck. Ebenso kommt Daniel Buchholz, der mit Wolfgang Tilmans und Isa Genzken Künstlerinnen und Künstler vertritt, die auch David Zwirner im Programm hat.

Galerien aus der Türkei sind diesmal stark vertreten. Wie ist das Interesse der türkischen Galerien an der ART COLOGNE zu erklären? 
Ich glaube, das liegt zum Teil an Zilberman, der eine Galerie in Berlin und eine in Istanbul betreibt. Bei ihm waren die Verkäufe auf der ART COLOGNE zuletzt ziemlich gut und das beeinflusst die Kolleginnen und Kollegen. Man muss auf einer Messe mindestens zwei- bis dreimal ausstellen, bis man sich Kontakte geschaffen hat und die Verkäufe dann fließen. In dieser Hinsicht sind Messen immer recht riskant. Es gibt immer einige, die nichts verkaufen und nicht den langen Atem haben. Wir hatten zuletzt mehr Sammlerinnen und Sammler aus der Türkei hier, teilweise auch wegen Sevil Dolmaci, die gut vernetzt ist. 

Der Sektor NEUMARKT, in dem sich Galerien präsentieren, die nicht älter als 13 Jahre sind, wurde von 20 auf 26 Galerien erweitert. War das Interesse der jungen Galerien so groß? 
Viele haben sich beworben, ja und es war schwierig, da eine Auswahl zu treffen. Eigentlich wollten wir dreißig Galerien aufnehmen, haben uns dann aber auf 26 verständigt. Mehr konnten wir nicht aufnehmen, weil die Hallen ausgelastet sind. 

Wie sind sie platziert? 
Wir haben eine vierte Plaza in der Hallenecke dazu genommen, wo die sechs neuen NEUMARKT-Galerien sich präsentieren. Die Plazas sind durch weiße Teppiche optisch hervorgehoben. Die COLLABORATIONS haben wir über die gesamte Messe verstreut. 

Können Sie ein paar Newcomer nennen und etwas über ihr Programm erzählen? 
Da ist Alex Flick, Sohn des Sammlers Mick Flick, mit der Galerie Gathering aus London zu erwähnen. Er hat ein sehr interessantes zeitgenössisches junges Programm. Es gibt die Galerie seit zwei Jahren.
Dann kommt Super Super Markt aus Berlin. Das ist die Galerie von Julius Jacobi, dem Sohn von Georg Jacobi, dem Kölner Sammler. Es gibt die Galerie seit Mai 2023 und ich habe sie beim Gallery Weekend besucht. Sie haben mit Ian Waelder eröffnet, einer sehr interessanten Position.
Auch Lucas Hirsch stellt zum ersten Mal auf der ART COLOGNE aus. Das ist eine junge und ziemlich wichtige Galerie aus Düsseldorf. 
LC Queisser aus Tiflis wird kommen. Ganz toll finde ich auch Lehmann + Silva aus Porto. 
Außerdem wird die Galerie Molitor aus Berlin dabei sein. 
Silke Lindner ist eine junge Deutsche, die vor ein paar Jahren eine Galerie in New York aufgemacht hat. Sie bringt Ang Qui Zang mit, eine junge Kanadierin, die Ende des Jahres eine Ausstellung im neuen Essener Kunstverein hat. 

Wie sieht es bei den COLLABORATIONS aus? Was gibt es für Konzepte, welche Zusammenspiele? 
Für die COLLABORATIONS gibt es keine Altersgrenze, weder bei den Galerien selbst noch bei den Künstlerinnen und Künstlern, die ausgestellt werden. Wir haben deshalb auch in der unteren Halle bei der klassischen Moderne und Nachkriegskunst auch Aussteller des Sektors COLLABORATIONS. Es gibt junge und etablierte Galerien, die Projekte zusammen machen. Die 25 Stände sind jetzt überall verstreut, das macht es interessanter.
Max Mayer war lange in der Sektion NEUMARKT. Diesmal macht er bei COLLABORATIONS mit und hat einen Stand mit Deborah Schamoni fast an der gleichen Stelle, wo früher sein Vater Hans Mayer war, als er noch lebte. Er zeigt Tobias Hohn und Stanton Taylor und Elizabeth Ravn. Das ist ein absolutes Highlight.
Ein weiteres Highlight ist für mich Corbett vs. Dempsey aus Chicago, die einen Stand zusammen mit Jubg aus Köln bespielen und neue malerische Arbeiten vom bekannten Jazz-Musiker Roscoe Mitchell, von der Band Art Ensemble of Chicago, eine der populärsten Gruppen der Jazz-Avantgarde mit den deutschen Künstlern Hedwig Eberle und Matthias Schaufler in Kontrast setzen.
Max Goelitz aus München und Berlin präsentiert eine Ausstellung von Troika, einem deutsch-französischen Künstlertrio, das parallel eine Soloshow in der Langen Foundation in Neuss hat. Ebenfalls ein Highlight bieten die Galerien Cosar aus Düsseldorf und Gerhard Hoffland, die gemeinsam eine Solopräsentation von Philipp Krämer, einem gegenständlichen Maler, zeigen. 

Gibt es durch die Ausstellungen in den Kölner Museen, im Kölnischen Kunstverein und den Galerien Synergie-Effekte zwischen rechter und linker Rheinseite?    
Leider fehlt uns das in Köln. Ich glaube, in jeder Großstadt, in der eine Kunstmesse stattfindet, eröffnen die Museen zu diesem Zeitpunkt Ausstellungen. Da spürt man die Messe in der ganzen Stadt. Dass dann mehr Kunstinteressierte und mehr Sammlerinnen und Sammler kommen, ist ja klar. Das fehlt in Köln einfach.  

Die Welt ist im Krisenmodus, noch mehr als im vergangenen Jahr. Wird sich das auf die Verkäufe auswirken? 
Es gab immer Krisen. Es gibt auch Korrekturen in jedem Markt. Korrekturen sind manchmal auch gut in dem Sinne, dass die Preise sinken. Ich betone seit langem, dass der deutsche Kunstmarkt sehr besonders ist. Die Sammlerschaft und die Institutionen sind nicht so angetrieben von Kunstberatenden oder von Trends. Dieser globale Messezirkus über die ganze Welt, wo man immer dieselben Megaaussteller hat, die sind viel stärker betroffen von der Spekulation. Der deutsche Kunstmarkt ist definitiv unabhängiger.
Die Armory Show in New York wird zu siebzig bis achtzig Prozent von amerikanischen Galerien bespielt, das trifft auch auf die Art Basel zu. Der größte Block sind die Amerikaner, der zweitgrößte Block sind die Deutschen, der Rest ist international. Also funktionieren alle Messen auf einer regionalen Ebene, auch von der Seite der Besuchenden. Achtzig Prozent unserer Besucherinnen und Besucher kommen aus der Region, nur ein paar Tausend kommen von Übersee und aus anderen europäischen Ländern. Das ist auf jeder Messe der Fall, somit ist die ART COLOGNE auch eher eine deutsche Messe. Und die ART COLOGNE hat eine sehr lange Tradition - es gibt mittlerweile Enkelkinder, deren Großeltern als Kinder auf der Messe waren. Es gibt viele Sammlerinnen und Sammler in den kleinen Regionen in NRW und in ganz Deutschland, die einmal im Jahr zur ART COLOGNE kommen und ein Kunstwerk kaufen. Dieser Markt, davon bin ich überzeugt, bleibt. Das geht immer weiter. 

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  • Karen Schmithüsen

    Karen Schmithüsen Public and Media Relations Manager

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